Der Umweltschutz wird immer mehr zur wirtschaftlichen Triebfeder

Die Transformation zur klimaneutralen und nachhaltigen Wirtschaft ist längst mehr als ein politisches Ziel – sie ist ein wachstarker Wirtschaftsfaktor. Wie gerade veröffentlichte Zahlen des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2023 und vorläufige Daten für 2024 zeigen, erzielt die Umweltwirtschaft in Deutschland nicht nur beachtliche Umsätze, sondern schafft auch neue Arbeitsplätze und zieht enorme Investitionen an. Besonders auffällig: Der Klimaschutz ist der zentrale Wachstumsmotor innerhalb der Umweltwirtschaft. Doch auch Luftreinhaltung, Abwasserwirtschaft und Elektromobilität spielen eine bedeutende Rolle.
Im Jahr 2023 erwirtschafteten deutsche Unternehmen im Bereich Umweltschutz einen Gesamtumsatz von 119,7 Milliarden Euro – ein kräftiger Anstieg von 11,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders herausragend war dabei der Bereich Klimaschutz, der mit 71,0 Milliarden Euro den größten Anteil ausmachte und im Vergleich zum Vorjahr um bemerkenswerte 15,1 Prozent zulegte.
Innerhalb dieses Segments zeichnen sich zwei zentrale Schwerpunkte ab: Einerseits wurden 34,2 Milliarden Euro durch Güter und Dienstleistungen zur Nutzung erneuerbarer Energien erzielt. Besonders bedeutend war hier die Onshore-Windkraft, die allein mit 12,5 Milliarden Euro mehr als ein Drittel dieses Umsatzes generierte. Andererseits entfielen 33,9 Milliarden Euro auf Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Einsparung von Energie. Die umsatzstärkste Einzelmaßnahme in diesem Bereich war die Wärmedämmung von Gebäuden, die mit 11,5 Milliarden Euro zu Buche schlug.
Green Jobs und Milliardenmärkte - wie Umwelttechnik zur Wirtschaftskraft wird
Neben dem Klimaschutz stellten die Luftreinhaltung und die Abwasserwirtschaft weitere bedeutende Säulen des technologischen Umweltschutzes dar. Die Luftreinhaltung kam auf einen Umsatz von 23,2 Milliarden Euro, wobei allein 11,4 Milliarden Euro auf den Bereich Elektromobilität entfielen – darunter fallen unter anderem Investitionen in Elektrofahrzeuge und die dazugehörige Ladeinfrastruktur. Die Abwasserwirtschaft erreichte einen Umsatz von 11,2 Milliarden Euro, wobei 6,4 Milliarden Euro auf die Herstellung und Installation von Kanalisationssystemen entfielen.
Mit dem wirtschaftlichen Erfolg steigt auch die Zahl der Arbeitsplätze im Umweltschutzsektor: Im Jahr 2023 wuchs die Zahl der sogenannten "Green Jobs" um 7,7 % auf 405.300 Beschäftigte (Vollzeitäquivalente). Das sind 29.100 mehr als 2022. Die Beschäftigten verteilen sich auf drei zentrale Sektoren:
· Verarbeitendes Gewerbe: 264.300 Beschäftigte (65,2 %), etwa in der Herstellung von Windkraftanlagen oder Photovoltaiktechnik
· Baugewerbe: 81.900 Beschäftigte (20,2 %), vor allem in der energetischen Sanierung
· Dienstleistungssektor: 51.000 Beschäftigte (12,6 %), z. B. in der Planung und Projektierung von Umweltschutzmaßnahmen
Besonders hervorzuheben ist der Maschinenbau, der mit einem Umsatz von 26,1 Milliarden Euro die umsatzstärkste Industriebranche im Umweltschutz ist. Es folgen die Herstellung von Kraftwagen und -teilen mit 14,0 Milliarden Euro sowie das Baugewerbe mit 14,6 Milliarden Euro. Damit zeigt sich: Umweltwirtschaft ist ein starker Jobmotor, insbesondere für technische Berufe und Fachkräfte im Bau- und Ingenieurswesen – ein Trend, der sich in den kommenden Jahren weiter verstärken dürfte.
Im Jahr 2023 haben deutsche Unternehmen insgesamt 17,8 Milliarden Euro in den Umweltschutz investiert – ein klares Zeichen für den strukturellen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit. Fast die Hälfte dieser Summe, rund 7,5 Milliarden Euro, floss in den Klimaschutz. Besonders im Fokus standen dabei Investitionen in erneuerbare Energien, die mit 4,6 Milliarden Euro zu Buche schlugen, sowie Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, die mit rund 2,0 Milliarden Euro unterstützt wurden.
Auch die Bereiche Abwasser- und Abfallwirtschaft standen hoch im Kurs: Mit 7,4 Milliarden Euro – das entspricht 43,3 Prozent der gesamten Umwelt-Investitionen – wurden unter anderem moderne Anlagen zur Abwasserminderung realisiert. Weitere 1,6 Milliarden Euro flossen in die Luftreinhaltung, wovon allein 574 Millionen Euro für den Ausbau der Elektromobilität bereitgestellt wurden.
Besonders bemerkenswert: Allein die Unternehmen der Ver- und Entsorgungswirtschaft zeichneten für 11,8 Milliarden Euro der gesamten Umwelt-Investitionen verantwortlich – das sind mehr als zwei Drittel. Damit wird deutlich, wie zentral diese Branche für den Umbau der Infrastruktur hin zu mehr Nachhaltigkeit ist.
Energiemix 2024: Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch
Auch auf der Verbrauchsseite zeigen sich Fortschritte: Im Jahr 2024 wurde ein bedeutender Meilenstein erreicht. Laut vorläufigen Berechnungen deckten erneuerbare Energien bereits 22,4 Prozent des deutschen Bruttoendenergieverbrauchs – ein Anstieg um 0,8 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Damit kommt Deutschland seinem EU-Ziel von 41 Prozent bis 2030 zwar näher, doch der Weg dahin erfordert noch einen kräftigen Ausbauschub.
Insgesamt standen 2024 rund 517 Milliarden Kilowattstunden aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung. Die Stromproduktion machte dabei mit 55 Prozent den größten Anteil aus, gefolgt von der Wärmebereitstellung mit 38 Prozent. Weitere 6 Prozent entfielen auf Biokraftstoffe im Verkehrssektor.
Die wichtigste erneuerbare Energiequelle bleibt die Biomasse – mit einem Anteil von 47 Prozent ist sie nach wie vor führend im Energiemix. Danach folgen die Windkraft mit 27 Prozent und die Sonnenenergie mit 16 Prozent. Die restlichen zehn Prozent verteilen sich auf Wasserkraft, Geothermie und Umweltwärme.
Links und weitere Informationen
Statistisches Bundesamt - Wirtschaftsfaktor Umweltschutz: 11,4 % mehr Umsatz im Jahr 2023; Pressemitteilung Nr. 239 vom 1. Juli 2025 (Link)
Umweltbundesamt - Erneuerbare Energien in Zahlen (Link)