Schornsteinfegerberuf im Wandel


Eine Meldung des Mitteldeutschen Rundfunks lässt aufhorchen: Von den 214 Kehrbezirken des Landes Thüringen sind derzeit 10 Bezirke nicht besetzt. Es fehlen Meister, die bereit sind, unternehmerische Verantwortung zu tragen und einen Kehrbezirk als Bevollmächtigter Schornsteinfeger zu übernehmen. Eigentlich ist die Personallage in Thüringen und auch in anderen Bundesländern gut, doch angesichts vergleichsweise hoher Gehälter und sich ändernder Berufsperspektiven wollen die Gesellen den nächsten Schritt zum selbständigen Schornsteinfegermeister vielfach nicht gehen. Sollte diese Entwicklung auch für den Nachwuchs gelten (aktuell sind es in Thüringen 43 Ausbildende im Schornsteinfegerhandwerk), so dürfte sich die Situation in den nächsten Jahren deutlich verschärfen.
Viele Schornsteinfeger haben sich in den letzten Jahren zum Energieberater weitegebildet und sehen dort bessere Berufsaussichten, zumal sich das Aufgabengebiet durch die sinkende Verbrennung fossiler Energieträger verändern wird. Den klassischen Kaminkehrer wird man zukünftig sicherlich noch brauchen, aber sehr wahrscheinlich nicht in so hoher Zahl wie bisher. Aktuell (Stand August 2022) stellt sich die Branche laut dem Bundesverband der Schornsteinfegerhandwerks wie folgt auf:
  • • 16 Landesinnungsverbände
  • 46 Schornsteinfeger-Innungen
  • Ca. 7.700 Schornsteinfegerbetriebe gesamt
  • rund 7.500 Innungsbetriebe
  • über 21.000 Beschäftigte gesamt
  • über 11.000 Energieberater*innen
  • über 200.000 Kundenkontakte täglich
  • etwa 1.500 Auszubildende
Wenngleich die Zahl der Auszubildenden hoch erscheint, so ist sie doch stetig gesunken. 2020 waren es noch 1.773, 2017 sogar 1.925 und 2014 wurde mit 2.170 ein Höchststand erreicht. Seitdem sank die Zahl stetig, bis 2021 mit 1.825 Auszubildenden wieder ein Anstieg zu verzeichnen war – aber wohl immer noch zu wenig.
Bereits 2019 schrieb der Zentralverband Deutscher Schornsteinfeger: „In den kommenden zehn Jahren werden rund 25% der heutigen Betriebsinhaber in den Ruhestand gehen. Um diese Entwicklung zu kompensieren wäre eine Vielzahl von Fachkräften notwendig. Vor allem vor den Hintergrund, dass lediglich rund 45% der ausgelernten Auszubildenden später einmal die Meisterprüfung ablegen und im Handwerk bleiben. Alleine um das derzeitige System des Schornsteinfegerwesens aufrechtzuerhalten, benötigt unser Handwerk jährlich rund 680 Auszubildende.“