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Wärmewende im Neubau – Stillstand im Bestand

Die Wärmewende ist längst Realität – zumindest im Neubau. Während Politik und Öffentlichkeit noch über Gesetze, Kosten und Förderungen streiten, zeigt das Trendbarometer Neubau 2024 des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW): Der technologische Wandel hat begonnen. In neuen Gebäuden dominieren bereits klimafreundliche Heizsysteme, während der Bestand weiterhin stark von Gas und Öl geprägt ist.

Der Anteil von Gasheizungen in neuen Ein- und Zweifamilienhäusern ist in den vergangenen zehn Jahren dramatisch eingebrochen – von 50,7 % im Jahr 2014 auf nur noch 13,5 % im Jahr 2024. Gleichzeitig hat die Wärmepumpe ihren Anteil im selben Zeitraum von 33,7 % auf dominante 74,1 % ausgebaut. Auch im Geschosswohnungsbau greift der Wandel um sich: Bei den fertiggestellten Mehrfamilienhäusern des Jahres 2024 kommt die Wärmepumpe bereits auf 45,9 %.

Diese Entwicklung ist kein Zufall, sondern die logische Folge der verschärften Vorgaben im Gebäudeenergiegesetz (GEG) und gezielter Förderanreize. Für Bauherren ist die Wärmepumpe längst nicht mehr nur ein ökologisches Statement, sondern zur ökonomisch und rechtlich sinnvollsten Lösung geworden.

Doch dieser Erfolg hat auch eine Kehrseite. Mit nur 215.900 fertiggestellten Wohnungen im Jahr 2024 – einem Rückgang von 16 % gegenüber dem Vorjahr – bleibt die Zahl der Neubauten gering. Der technologische Fortschritt spielt sich also in einem schrumpfenden Segment ab. Während die Wärmepumpe den Neubau im Sturm erobert, steht der riesige Gebäudebestand noch immer still.

 Zwei Welten: Neubau modern, Bestand fossil

Die Kluft zwischen Neubau und Bestand ist das eigentliche Problem der Wärmewende. Denn den rund 215.900 neuen Wohnungen im Jahr 2024 stehen fast 42,9 Millionen bestehende Wohnungen gegenüber – und ihre Heizungsrealität ist eine völlig andere. Über 56 % der Bestandswohnungen werden weiterhin mit Gas beheizt, weitere 17,3 % mit Öl. Der Anteil der Wärmepumpen liegt hier bei gerade einmal 4,4 %.

Im Neubau sieht das Bild ganz anders aus: Nur 15,2 % der neuen Gebäude setzen noch auf Gas, während fast 70 % mit Wärmepumpen ausgestattet werden. Diese Diskrepanz verdeutlicht: Der Fortschritt im Neubau ist zwar beeindruckend, aber seine Wirkung auf den Gesamtbestand bleibt gering. Der BDEW bringt es auf den Punkt: Die Veränderung der Energieträger bei Neubauten wirkt sich nur langsam auf den Gesamtwohnungsbestand aus.

Die Herausforderung ist also nicht technologisch, sondern strukturell. Deutschland hat es geschafft, klimafreundliches Heizen im Neubau zum Standard zu machen – doch die Wärmewende entscheidet sich im Bestand. Millionen Heizungen müssen modernisiert, Gebäude saniert und Fördersysteme vereinfacht werden.

 Fernwärme breitet sich in Großstädten aus

Neben der Wärmepumpe tritt eine zweite Technologie ins Rampenlicht: die Fernwärme. Vor allem in Großstädten, wo viele neue Wohnungen gleichzeitig entstehen, spielt sie eine zentrale Rolle. Denn ein einziges Mehrfamilienhaus mit Fernwärmeanschluss kann Dutzende Wohnungen mit Energie versorgen – und das mit zunehmendem Erfolg. Laut BDEW-Trendbarometer hat die Fernwärme im Jahr 2024 bei neu gebauten Wohnungen einen Anteil von 25,4 % erreicht und damit Gas (20,9 %) überholt.

In Metropolen wie Berlin (53,3 %) und Hamburg (53,2 %) wird bereits mehr als jede zweite Neubauwohnung über Fernwärme beheizt. Damit etabliert sich die Technologie als tragende Säule der urbanen Wärmewende. Während die Wärmepumpe das Rückgrat der Einfamilienhausgebiete bildet, ist die Fernwärme das Rückgrat der Städte – flexibel, skalierbar und bereit, mit grüner Energie gespeist zu werden.

 Wärmewende bleibt im Bestandssektor noch ein weites Ziel

Die neuen Zahlen zeigen deutlich: Deutschland hat im Neubau Kurs auf klimaneutrales Heizen genommen. Die Wärmepumpe dominiert, die Fernwärme gewinnt an Bedeutung, und der fossile Heizkeller verliert rasant an Boden. Doch der Fortschritt betrifft bislang nur einen Bruchteil des gesamten Gebäudebestands. Die eigentliche Herausforderung liegt in der Sanierung der über 40 Millionen Wohnungen, in denen bereits Menschen leben.

Für eine erfolgreiche Wärmewende müssen fossile Energieträger schrittweise durch klimaneutrale Alternativen ersetzt werden. Der Kurs stimmt – aber das Ziel liegt noch in weiter Ferne.

 Weitere ausführliche Informationen und Übersichten:

Studie BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. -Trendbarometer Neubau: So verändert sich Deutschlands Beheizungsstruktur (Link)